1878
Edison Zinnfolien
Phonograf
1877 erfand Thomas A. Edison den Phonographen und damit das erste Tonaufzeichnungsgerät überhaupt. Der hier vorgestellte Phonograph stammt aus dem Jahr 1878 und ist eine Weiterentwicklung. Er verwendet zur Schall-Aufnahme und – Wiedergabe nur noch einen Trichter für beide Funktionen. Zur Tonwiedergabe wurde der Schalltrichter auf den Aufnahmekopf gesetzt und mit der Hand festgehalten; erst später kamen fest installierbare Schalltrichter zum Einsatz.
Im Aufnahmekopf sitzt eine Membran, an der eine stumpfe Nadel befestigt ist. Mit der Nadel werden die von der Membran übertragenen Schallwellen in die Zinnfolie auf der Walze eingraviert. Hierzu muss die Walze per Handkurbel gedreht werden. Beim Abspielen wird die Nadel an den Anfang der eingravierten Rille gesetzt und die aufgenommene Tonspur als Schallwelle reproduziert.
Das Deutsche Phonomuseum St. Georgen im Schwarzwald zeigt nahezu lückenlos die Entwicklung der Mechanischen Tonaufzeichnung und -wiedergabe seit Edisons Erfindung des Phonographen 1877 bis heute. In einer kleinen Extraschau werden mit Mechanischen Musikinstrumenten (Flötenuhr, Polyphon, Orchestrion, Elektrisches Klavier usw.) die „Vorläufer“ der Phonotechnik gezeigt. Breiten Raum nimmt die Darstellung der heimischen Phono-Industrie (DUAL und PE) ein, deren Produkte seit 1911 lückenlos zu sehen sind.
Mit diversen Phonographen, Trichter-, Schatullen-, Koffer- und „Salon“-Grammophonen, mechanischen und elektrischen Antrieben, elektrischen Tonabnehmern und deren Wiedergabegeräten, Plattenwechslern für Schellacks, dem „Ur“Tefifon, Musikbox, Phono-Koffern, den ersten HiFi-Stereoanlagen bis zu den High-Tech-Plattenspielern der 1980er Jahre und deren „Überkopf“ -Demonstration wird die an Kuriositäten reiche Entwicklungsgeschichte der Phono-Technik dargestellt.
Bildmaterial, Fachliteratur und Tonträger ergänzen die Ausstellung.
Die meisten Exponate sind funktionsfähig und werden bei Führungen vorgeführt
Uhrmacherei und Feinmechanik
Um das Jahr 1710 sind in St. Georgen nach den Berichten der Chronisten erste Uhren als Einzelstücke entstanden, und von einer ersten Uhrmacherwerkstatt in Brigach wird 1730 berichtet. Danach entstanden solche Werkstätten als Heimuhrmacherbetriebe meistens mit einem Meister und einigen Gesellen und Lehrbuben als Basis für ein sicheres Einkommen zum Erhalt einer Familie. Man muss wissen, dass in der damaligen Zeit in unserer bäuerlich geprägten Region die Familien einen reichen Kindersegen hatten, dass aber wiederum nur der jüngste Sohn, wie es im Schwarzwald der Brauch war, den Hof übernehmen konnte. Somit mussten sich die älteren Brüder nach einem Broterwerb umschauen, und da kam für viele von Ihnen die neu entstehende Uhrmacherei oder der Uhrenhandel gerade recht.
Solche Heimuhrmacherbetriebe entstanden zunächst in den umliegenden Ortsteilen, also in Brigach, Sommerau, Oberkirnach, Langenschiltach und im Stockwald. Im Kernort selbst waren aus der frühen klösterlichen Zeit traditionsgemäß die Handwerksbetriebe ansässig, aber nach und nach breitete sich auch dort das Uhrmacherhandwerk aus. In den zweihundert Jahren von 1720 bis 1900 sind uns aus Kirchenbüchern und Steuerlisten mehr als 800 Namen von Männern und Frauen bekannt, welche in der Uhrmacherei und im Uhrenhandel tätig waren.
Ab dem 19. Jahrhundert hat sich im Schwarzwald, so auch in St.Georgen eine Arbeitsteilung entwickelt, so dass im Bereich der Uhrmacherei eine Vielzahl von Berufsbereichen wie Uhrmacher, Gestellmacher, Schildmacher, Schildmaler, Räder- und Glockengießer, Räderdreher, Teilemacher, Federmacher, Kettenmacher entstanden. Von Frauen wurden besonders Schildmalerei, Kettenmachen und Federnmachen betrieben, wobei unter der Federmacherei die Herstellung von Tonfedern verstanden wird. Auch die Herstellung von Werkzeugen und ersten Maschinen und Vorrichtungen wurden von Uhrmachern, aber auch von Schmieden und Schlossern in Angriff genommen. Hieraus entstanden weitere Handwerks- und Industriebetriebe, diese dann aber im Stadtbereich.
Da in unserer Stadt die Uhrmacherei und Feinmechanik einen hohen Stellenwert hatte und hat, ist schon im Anfang des 20. Jahrhunderts eine Uhrensammlung entstanden, aus welcher die Ausstellung im Deutschen Phonomuseum ihre Exponate bezieht. Ergänzt werden diese durch Neuanschaffungen, Schenkungen und Leihgaben.
Die Uhrenausstellung im Deutschen Phonomuseum zeigt an einer Reihe von Beispielen den Übergang von der Uhrmacherei zum Grammophon-Antriebswerk, zeigt aber auch sehr detailliert die Geschichte der Uhrmacherei im Schwarzwald, insbesondere aber auch in der Region St.Georgen mit vielen Objekten, welche direkt der Zeitperiode und unserm Ort zugeordnet werden können.
So ist sowohl eine sehr frühe Holzräderuhr von 1730, welche unserem frühen Uhrmacher Andreas Müller, Brigach (*1684 †1745) zugeschrieben wird zu besichtigen, als auch die Entwicklung und Produktion des weltweit ersten Quarzuhr-Moduls mit Batterieantrieb im Jahr 1971 von der Firma STAIGER in St.Georgen.
Dazwischen sind die Entwicklungsstufen der Holzräderuhren, Ihre Kasten- und Schilderformen, viele Hinweise auf St.Georgener UhrmacherInnen und Uhrenhändler, Gewerbeverein und Schulen, Handwerksbetriebe und Fabriken, neue Technologien wie Amerikaner-Werke (Metall anstelle von Holz als Werkstoff), Diversifikation zu Rechenmaschinen und Feinmechanik, und vieles mehr zu erkunden.
Insgesamt gesehen ergibt sich eine nahezu lückenlose Übersicht vom Anfang der Schwarzwälder und damit auch St.Georgener Holz-Uhrmacherei bis zur Hightech- Feinmechanik- und Elektronik Industrie, welche sich bis heute als Arbeitgeber in unserer Stadt bewährt.
Siegbert Hils, Juni 2021